Vorsicht, bissig!!!

Samstag, 12. September 2009

Mol wier op'n Bloasehemmer, bierten wat inköpen

Neulich war es mal wieder soweit: Wie an jedem ersten Wochenende im September fand auch dieses Jahr wieder der "Blasheimer Markt" statt. Ich weiß gar nicht mehr, ob die sich immer noch damit rühmen, die größte Kirmes OWL's zu sein, aber das Ding ist schon ne ziemlich große Nummer. Darüber hinaus ist er auch schon ziemlich alt. Ich glaube, das nächste runde Jubiläum müßte in ein paar jahren anstehen - dann sind es 500 Jahre!
Nun gut, ganz so lange kenn ich ihn nicht, aber immerhin schon so lange, wie ich selber laufen kann, und das ist auch schon ne Weile...
Irgendwie klingt der Name ja ein bißchen obszön, aber das Dorf, bei dem der Markt respektive die Kirmes stattfindet, heißt wirklich Blasheim... und liegt gleich neben Lübbecke, wo ich den bislang meisten Teil meines Lebens verbracht habe. Wenn man die abenteuerlichen ersten drei Lebensjahre vernachlässigt, kann man sagen, ich bin alteingesessener Lübbecker. Immerhin habe ich fast 30 Jahre meines Lebens hier zugebracht, bevor ich im Jahre 2000 ins Mindener Exil ging.
Damit habe ich mich übrigens nie so richtig abgefunden. Minden hat mich vorher nie interessiert, ich mußte da nur durch, um zur Arbeit und wieder zurück zu kommen. Aber seit ich da wohne, hasse ich diese Stadt abgrundtief! "Warum, wo kommste denn weg?" heißt es dann immer. "Lübbecke? Da ist doch der Hund verfroren..." Na und? Verfrorene Hunde finde ich allemal beschaulicher und sind mir lieber, als ein größenwahnsinniges Asikaff! New York hat eine Bronx - Minden hat mindestens vier! Und selbst die New Yorker Bronx ist mittlerweile ne biedere Wohngegend geworden...
So gesehen ist der Blasheimer Markt ein Stück Heimat, eine Erinnerung an schönere Zeiten und somit Pflichtprogramm. Man schleicht so drüber und trifft Menschen, die man sonst nie treffen würde, oder die man seit Jaaaahren nicht gesehen hat (außer jedes Jahr auf'm Blasheimer *lol* Ok, einige triftt man dort wirklich nach vielen Jahren wieder), oder die man gar nicht treffen will...
Ich habe mir angewöhnt, alleine über den Markt zu schlendern. In der Gruppe kann das ganz lustig sein, vor allem, wenn ich da an meine Eltern denke, wie die damals mit ner ganzen "Säuferclique" (eigene Bezeichnung!) losgezogen sind. Als Erkennungszeichen, falls man von der Herde getrennt wird, gabs mal Knackfrösche, Trillerpfeifen, Blinklämpchen, oder sonstwas, womit man sich penetrant bemerkbar machen kann...
Nee, in der Gruppe ist mir das zu anstrengend. Jeder läuft irgendjemanden über'n Weg, den er kennt und hält die restliche Truppe auf. Oder man selbst trifft einen von den "jaaaarelang nicht gesehenen" und verliert den Anschluß, weil der anderen ignoranten Säcke einfach weiter schlüren...
Wenn ich alleine unterwegens bin, halte ich niemanden auf (außer die Gruppen der Leute, die ich treffe), verliere auch keinen Anschluß (höchstens die Leute, die ich aufhalte) und komme wesentlich entspannter herum.
Und wenn ich jemanden suche, mache ich es mir ganz einfach. Es hat bei einem so großen Areal und bei solchen Menschenmassen absolut keinen Sinn, umher zu streifen und zu suchen. Nö, ich platziere mich an einer möglichst viel frequentierten Kreuzung, stelle mich irgendwo hin, wo man etwas höher steht und alle vier Richtungen überblicken kann, dann warte ich einfach ein paar Minuten. Irgendwann kommen die Leute schon an einen vorbei...;)
So stand ich also an einem der Autoscooter und harrte der Menschen, die da kommen mochten. Ist auch interessant, einfach mal so da zu stehen und zu beobachten, was da so für'n Volk rumgeistert. Und dann tauchten zwei wirkliche Schreckgespenster auf...
Was ich in diesem Jahr besonders bemerkenswert fand, war das Polizeiaufgebot. Nun, die Präsenz von Polizei, Feuerwehr und Rotes Kreuz ist auf einer Kirmes das unspektakulärste überhaupt, aber daß die Polizei mit ner SEK-Einheit anrückte, das war mir neu - und unheimlich! Um es zu verdeutlichen: da liefen Cops in grünen Overalls mit Barett auf'm Kopp und ne ganzen Artillerie am Gürtel (bzw Koppel) rum! Ich dachte, meine Fresse, was geht denn hier ab? womit rechnen die denn hier?! Die paar Wemsereien bei den Partyzelten sind doch das normalste von der Welt und schon geradezu traditionell^^ aber gleich mit Kampftruppen anrücken?
Jedenfalls stand ich an dieser Kreuzung und sehe eine martialisch anmutende Zwei-Mann-Streife vorbeischleichen. Und dann wurde mir ganz anders...
Was soll ich sagen, ich habe in zwei Gesichter geblickt, von dem eines alleine mir schon Panikattacken bereite würde, begegnete es mir im Mondschein!
Beide schienen mir um die fünfzig gewesen zu sein. Der eine -ziemlich groß- sah dermaßen zerknittert aus, daß ich ihm ohne weiteres zugetraut hätte, daß er in Vietnam gekäpft hat. Der machte wirklich den Eindruck, daß es nichts an Elend, Tod und Gewalt geben würde, was ihn noch berühren könnte...
Der andere -nicht viel kleiner- sah zwar nicht so zerknittert aus, aber ich habe (von schlechten Ballerfilmen mal abgesehen) noch nie NOCH NIE!!! so einen dermaßen fiesen Killerblick gesehen! Einem solchen Menschen würde ich noch nicht mal Besteck in die Hand geben, aber wenn ich bedenke, daß dieser Typ von Berufs wegen mit richtigen Waffen rumläuft, krieg ich Hodenmumps...
Ich war schon drauf und dran, zu ihm hin zu gehen und zu sagen: "Kerl, mach doch mal ein anderes Gesicht! Du bist doch hier auf ner Kimes und nicht auf ner Maidemo in Kreuzberg..."
Hätte er mir danach ein ganzes Magazin aus seiner Wumme in die Fresse gerotzt, hätte mich das wahrscheinlich nicht mal überrascht...
Das war er dann also, der Freitagabend. Die ganze Schose geht am Donnerstag (offiziell) los und dauert bis Sonntag. Das ist auch ne seltsame Geschichte. Früher ging der Blasheimer Markt von Freitag bis Sonntag, Allerdings waren am Abend davor schon die Pilsbuden und die Theken in den Partyzelten geöffnet - auf neudeutsch nennt man das wohl WarmUp, früher sagte man vorzünden dazu... Dieses Vorglühen nahm denn mal so überhand, daß man den Markt gleich auf'm Donnerstag eröffnete. Dafür saufen sich die Frühzünder schon mittwochabends die Leber hart...:D
Sonntag war ich dann auch nochmal da - zum Einkaufen (oder besser zum Shoppen) Es ist durchaus möglich, Schnäppchen zu machen, sei es durch feilschen, oder dadurch, daß die Händler ihre Waren zu "Marktpreisen" anbieten. Es gibt aber auch die andere Art von "Marktpreisen", nämlich die schon perversen Preisvorstellungen für Essen, Trinken und Fahrgeschäfte, die für normalsterbliche kaum noch bezahlbar sind...
Man muß sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Mit Pauschalangeboten und Billigairlines könnte man zu den Kosten für ein "normales" Blasheimer Markt Wochenende locker ne ganze Woche Urlaub auf "Malle" machen!
Wenn die Preise auf ner Kimes für mich als Einzelgänger schon heftig sind, müssen sie für ne alleinerziehende Mutter mit zwei kleinen Dötzen schon die Hölle sein, vor allem, wenn das Einkommen gerade mal zum Überleben reicht...
Kann man beim Amt eigentlich auch ne "Kirmesbeihilfe" beantragen? Das wär doch mal ne Idee...;)

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